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AutorenbildJonas Henschler

Prof. Dr. Oliver Stoll: Von Leipzig über Hamburg nach Kopenhagen, Kalmar, Växjö oder Malmö?



Es ist zugegeben eine kleine Weile her, da bekam die deutsche Fußball-Nationalmannschaft reichlich medialen Ärger, dass sie für die Strecke zwischen Stuttgart und Basel den Flieger anstelle eines Busses genommen hat. Für Floorball-Nationalspieler sieht die Sportwelt anders aus: Dies beschreibe ich in diesem Text. Und ich zeige auf, was es für ein Vergnügen ist, in einem solchen Arbeitsumfeld sportpsychologisch tätig sein zu dürfen. Ich genieße es gerade sehr, in der ersten Dezemberhälfte 2024 das deutsche Nationalteam bei der Floorball-WM in Malmö zu begleiten. Aber erst einmal muss ich erklären, was es mit dem Titel des Beitrags auf sich hat.

Zum Thema: Auftragsvorbereitung, Beziehungsaufbau und Resilienz in der Zusammenarbeit mit Auswahlmannschaften


Alles begann im Mai, anlässlich des Final4 von Floorball Deutschland, an dem wir eine kleine Satelliten-Tagung für junge Sportpsychologinnen und Sportpsychologen durchführten und wir zu einer Trainerfortbildung eingeladen waren. Da sprach mich der Bundestrainer Martin Brückner an, ob ich nicht Lust hätte, die Mannschaft bis hin zur WM sportpsychologisch zu unterstützen. Ich habe nicht lange nachgedacht und zugesagt. 

Floorball und ich – wir sind ja doch irgendwie alte Freunde. Aber das ist eine andere Geschichte. Nach nun zwei Trainingslagern in der Slowakei und in Polen (samt Turnier) in diesem Jahr, geht es nun los. Natürlich musste ich die Spieler alle erst einmal kennenlernen und mir ein Bild von diesem „System“ machen. Alles fühlt sich ganz gut an, gerade. Was wird auf uns zukommen?


Erholung steuern als sportpsychologische Aufgabe 

Ab Sonntag, den 8. Dezember, jeden Tag ein Spiel. Und wir beginnen gegen einen besonderen Gegner – gegen die Schweiz. Ein Team, das zu den Top-4 Nationen gehört und eine Mannschaft ist, die Deutschland noch nie geschlagen hat. 

Aber, was wird wohl meine Aufgabe als Sportpsychologe sein? Das weiß ich schon sehr genau. Jeden Tag spielen bedeutet eine hohe Belastung für die Spieler, sowohl physisch als auch psychisch und darum wird es wohl im Schwerpunkt bei mir gehen. Die Spieler müssen schnell zur Ruhe kommen, nicht lange grübeln und möglichst schnell schlafen.

 

Kommunikation als Arbeitsschwerpunkt

Außerdem geht es viel um Kommunikation auf der Bank, während der Auszeiten und auch auf dem Spielfeld. Das haben wir schon in den vergangenen beiden Trainingslagern zum Schwerpunkt gehabt. Und natürlich geht es letztendlich auch um Ergebnisse. Wir werden gewinnen, aber auch verlieren – davon ist auszugehen. Und ein funktionaler Umgang, insbesondere mit Niederlagen, kann die Mannschaft stärker machen. Vor allen Dingen, wenn es in die K.O.-Runde und um den Kampf um die Platzierung im Turnier geht. 

Die Vision der Jungs ist Platz fünf, was mit der Qualifikation für die World Games im kommenden Sommer gleichzusetzen ist. Eine schwere Aufgabe, aber im Bereich des Möglichen, wenn alles super läuft.


Besondere Herausforderungen

Ich persönlich freue mich auf die Herausforderung in den kommenden 14 Tagen. Und nun kläre ich mal meine Überschrift auf: Kopenhagen, Kalmar, Växjö und Malmö? Tja, ich stieg am Montagmorgen, also am 2. Dezember, um 8:18 Uhr in den Zug in Richtung Norden ein. Dort traf ich Ferdinand Ondruschka und Hannes Langenstraß, die für Weißenfels und Chemnitz in der Bundesliga spielen und eben auch zur Nationalmannschaft gehören. Genauso wie ich, haben sie dieses Reisemittel gewählt. Wir fuhren zusammen bis Hamburg und bekamen auch noch den Zug nach Kopenhagen – aber dann wurde es tragisch, denn der Zug hatte schon in Hamburg eine Stunde Verspätung. Den Anschluss in Kopenhagen nach Kalmar (zum Vorbereitungslager) haben wir um eine Minute verpasst und da waren wir nun in Kopenhagen gestrandet. Aus der dänischen Metropole fuhr kein Zug mehr nach Kalmar. Also – Krisensitzung – was tun? Wir nehmen den Zug nach Växjö, was eine Stunde entfernt von Kalmar ist – da werden wir die Nacht verbringen, in einem Zimmer mit drei Betten und uns dann morgen nach Kalmar durchschlagen, denn um 10 Uhr ist ja das erste Training terminiert. 


Da sage ich mal – so etwas ist psychologisch wertvoll! Und eine besondere Möglichkeit des „Beziehungsaufbaus“ und der Entwicklung von Stressresistenz. So etwas erlebst du bei der Fußball-Nationalmannschaft sicher nicht.


Foto: iff


Erstmals erschienen: Die Sportpsychologen

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